EU-Fischmarktbericht 2019: Fischverbrauch in Deutschland weit unter EU-Durchschnitt
17.12.2019, 11:46 Uhr
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- Branche verzeichnet weiter Wachstumstendenzen -
Der aktuelle Fischmarktbericht der EU zeigt wesentliche positive Trends in der Fischerzeu¬gung und in der Wertschätzung durch die Verbraucher. Die Ausgaben der Konsumenten für Fisch und Meeresfrüchte in der EU stiegen im vergangenen Jahr insgesamt auf 59,3 Mrd. Euro und damit um rund 3 %. Sie zeigten damit eine höhere Wachstumsrate als Fleisch oder Lebensmittel insgesamt. Dieser positive Trend ist seit mehreren Jahren zu beobachten.
Wild gefangener Fisch macht etwa drei Viertel des Gesamtwertes aus. Der Rest stammt aus der Aquakultur. Die Selbstversorgung der EU schwankt seit Jahren zwischen 40 und 50%. Der Bedarf muss also durch Importe gedeckt werden.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fischereierzeugnissen liegt in der EU bei rund 25 kg pro Jahr, während in Deutschland nur rund 14 kg pro Kopf konsumiert werden. Branchenexperten sehen durchaus Wachstumspotenziale.
Die europäische Aquakultur hat einen Anteil von rund 10 % vom Gesamtumsatz mit steigen¬der Tendenz insbesondere durch die Arten Lachs und Wolfsbarsch.
Die Zukunftsfähigkeit der Fischerei und Aquakultur ergibt sich auch durch die vergleichswei¬se günstige CO2-Bilanz bei der Erzeugung. Fisch und Meeresfrüchte sind die Quelle tie¬rischen Proteins für die menschliche Ernährung mit den geringsten Klimaauswirkungen. Dies ist besonders ausgeprägt bei regionaler Erzeugung.
„Die Entwicklungen auf dem Markt zeigen, dass die Produktgruppe Fisch beliebt und zu¬kunftsfähig ist. In Bezug auf die Klimadebatte wäre es kontraproduktiv, die fischereiliche Erzeugung in Deutschland nicht zu sichern. Wer die Fischerei hierzulande totreden will oder als sterbendes Gewerbe bezeichnet, liegt voll neben der Spur“, fasst Präsident Hocker die Lage zusammen. „Aus deutscher Sicht ist es jetzt wichtig, in der Ostsee auf die schwierige Lage angemessen zu reagieren. Die Flottenkapazität muss angepasst und die nachgelagerten Strukturen zukunftsfähig umgestaltet werden. Die Krabbenfischer an der Nordseeküste ver¬fügen ebenfalls über ein starkes Produkt und müssen die Marktturbulenzen im laufenden Jahr durchstehen. Dann wird es auch dort wieder gute Erträge geben können. Im Binnenland müs¬sen die Fischzuchten bessere Rahmenbedingungen bekommen, um mit den Herausforderun¬gen des Klimawandels umzugehen. Wir haben Top-Standorte in Deutschland nicht nur für Forellen- und Karpfenzucht, die muss man aber auch nutzen können.“
Für die Hochseefischerei ist der bevorstehende Brexit weiterhin ein großer Unsicherheits¬faktor. Es besteht die Hoffnung, dass 2020 noch nach EU-Verteilungs- und Zugangsregeln gearbeitet werden kann. Im Laufe des Jahres sollte es dann ein Abkommen der EU mit dem Vereinigten Königreich geben. Dabei ist es wichtig, dass Fischerei und Handelsfragen mit¬einander verknüpft bleiben. Mit Erleichterung hat die Branche zur Kenntnis genommen, dass der bisherige Chefunterhändler Michel Barnier auch in Zukunft hochrangig an der Gestaltung der zukünftigen Fischereiregelungen beteiligt sein wird.