Fischerei in Nord- und Ostsee mit guten Ergebnissen
30.01.2018, 08:47 Uhr
056
Gemischte Perspektiven für 2018
Deutsche Fischereibetriebe in der Nordsee erwarten für 2017 überwiegend gute wirtschaftliche Ergebnisse. Die Gesamtfänge lagen bei rund 99.000 Tonnen und ergaben einen Erlös von ca. 144 Millionen Euro.
Die endgültige Auswertung ist zwar noch nicht abgeschlossen, trotzdem gehen Branchenkenner davon aus, dass das Vorjahresergebnis übertroffen werden wird.

Für die Fischerei im Nordost-Atlantik, zu dem auch die Nordsee und die Ostsee zählen, zahlt sich die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände in den letzten Jahren aus. Es gab keine Absatzprobleme. Der europäische Binnenmarkt zeigte sich ebenso aufnahmefähig wie der Weltmarkt. Die Erzeugerpreise blieben stabil bis steigend und die Treibstoffkosten lagen weiterhin auf niedrigem Niveau, so dass die Kostenseite bei den Betrieben stabil geblieben ist.

Gute Ergebnisse gab es im Heringsfang. Mit ca. 35.000 Tonnen konnte das Vorjahres-ergebnis um 10 Prozent gesteigert werden. Im Frischfischbereich steigerten die Seelachsfänger ihre Fänge um 20 Prozent.

Die Plattfischkutter konnten die Fänge auf Schollen und Seezungen vom Vorjahr nicht erreichen. Die Schollenquote wurde nicht ausgefischt, da einige Betriebe in die Fischerei auf Kaisergranat wechselten. Diese Fischerei auf "echte Scampi" entwickelt sich seit einigen Jahren durch Quotentauschgeschäfte zu einem weiteren Standbein der Kutterfischerei. Mit rund 840 Tonnen Anlandungen und Erlösen von 5,5 Millionen € wurde mit dieser Art ein neues Spitzenergebnis erzielt. Auch einzelne Krabbenkutter beteiligten sich an dieser Fischerei, so dass es in 2017 erstmals zu Kaisergranat-Anlandungen in Büsum kam. Wachsende Bestände und steigende Quoten lassen auch für 2018 gute Ergebnisse erwarten.

Die Krabbenfischer blicken auf ein besonderes Jahr zurück. Die Fänge lagen noch unter dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Durch die gute Nachfrage stiegen die Erzeugerpreise auf Rekordniveau und sorgten für stabile Erlöse bei den Fischern. Nach mehreren Jahren intensiver Vorbereitung erlangte die Krabbenfischerei kurz vor dem Jahresende 2017 das Nachhaltigkeitssiegel des MSC. Dies ist eine eindrucksvolle Auszeichnung der naturverträglichen Wirtschaftsweise der einheimischen Küstenfischer.

Die Ostseefischer mussten im Jahr 2017 eine Kürzung der Dorschquote um 50 % hinnehmen. Nicht zuletzt durch eine staatliche Beihilfe zur Krisenbewältigung konnten Betriebsaufgaben in größerem Umfang verhindert werden. Gute Erzeugerpreise und Direktvermarktung waren in der Krisensituation hilfreich. Für 2018 sind ebenfalls Krisenhilfen vorgesehen. Die wissenschaftlichen Prognosen sagen aber bereits jetzt ab 2019 wieder deutlich bessere Dorschfänge voraus. Dann wird der Bestand voraussichtlich die Nachhaltigkeitsschwelle überschreiten. Die Heringsfischerei in der Ostsee 2017 war durchwachsen. Während die Schleppnetzfischerei gute Ergebnisse erzielte, bleiben die Fänge der Stellnetzfischer hinter den Erwartungen zurück. Für 2018 ist die Heringsquote in der westlichen Ostsee um 39 % gesenkt worden. Auch hier sind in diesem Jahr staatliche Krisenhilfen vorgesehen, um Betriebsaufgaben zu verhindern.

Global betrachtet ist die deutsche Nord- und Ostseefischerei nicht von großer Bedeutung. Die weltweiten Fangerträge liegen bei rund 100 Millionen Tonnen. Allein Russland erwartet ein neues Rekordergebnis von über 4,5 Millionen Tonnen. In der EU sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Holland und Dänemark die wichtigsten Fischereinationen.

Positiv bewerteten alle Branchenvertreter das ungebrochene Interesse der Verbraucher an Fischprodukten aus deutschen Fängen. Der Absatz lief auch bei steigenden Erzeugerpreisen ohne Probleme. Gesunde Ernährung aus regionaler Produktion ist ein Trend, von dem deutscher Wildfisch profitieren kann. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass die CO2-Bilanz von wild gefangenem Fisch im Vergleich zu anderen tierischen Proteinquellen wie Fleisch oder Wurst sehr günstig ist. Fischverzehr ist also nicht nur gesund, sondern auch klimaschonend.

Im Jahr 2018 erwartet die deutsche Flotte außerdem die Indienststellung einiger Neubauten, die im Bereich Energieeffizienz, Sozialstandards für die Mannschaften und Qualität der Erzeugnisse weitere Fortschritte bringen.

Ein großer Unsicherheitsfaktor für die Hochseefischerei ist der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU. Dadurch droht der Verlust von wichtigen Fanggebieten für die Herings- und Makrelenfischerei. Aber auch andere Teile der Kutterfischerei nutzen britische Gewässer und wären betroffen. Fanggebietsverluste drohen auch durch Gebietssperrungen durch Natura 2000. Damit wird die hart erarbeitete, wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Fischerei wieder gefährdet.

Quelle: Deutscher Fischerei-Verband e.V., Union der Berufs- und Angelfischer
http://www.deutscher-fischerei-verband.de/teaser_pressemitteilung1.html



zurück zur Übersicht

„Meer“ Kutterfisch


Kutterfisch Archiv

2019

2018

2017

2016

2015

2014

2012

2011

2010

2009